Ein Olympiaheld wird 40

Gänsehaut-Gold in Peking 2008 - als Matthias Steiner Olympiageschichte schrieb

Sportnews > Für Zwischendurch Veröffentlicht am Thursday, 25. August 2022

Quelle: picture-alliance / Pressefoto ULMER/Michael Kienzle | Pressefoto ULMER/Michael Kienzler

Sie sind rar gesät, doch sie machen einen großen Teil der Faszination am Sport aus: Unglaubliche Leistungen und Momente, die auch Jahrzehnte später für Gänsehaut sorgen. Solch einen einzigartigen Moment hat Gewichtheber Matthias Steiner 2008 in Peking geschaffen– nicht nur für sich, sondern vor allem für seine verstorbene Frau.

„Heb es hoch, heb es hoch, heb es hoch!“ Reporter Günther Schroth überschlägt sich vor lauter Begeisterung, seine Stimme ist absolut am Anschlag – Gänsehaut pur!

Doch bis es so weit war, musste der heute 40-jährige Matthias Steiner einige Hindernisse überwinden. Seine erste Ehefrau Susanne verstarb 2007 bei einem Autounfall, und Steiner wandelte seine tiefe Trauer und Wut in einen unbändigen Ehrgeiz um.

Steiner: „Punkt, wo mir alles egal war“

Nachdem er sich auch noch mit dem österreichischen Gewichtheber-Verband zerstritten hatte, trat der damals 150-Kilo-schwere Steiner ab April 2008 unter der deutschen Fahne an. Jahre später gab Steiner zu, dass er sich in Peking „an einem Punkt, wo mir alles egal war“ befand. „Und wenn mir alle Knochen wegfliegen und alle Sehnen und Bänder reißen, das nehme ich in Kauf“, so Steiner.

Als er in Peking zur 258-Kilo-Stange geht, verstummt die Halle. Nie zuvor hatte Steiner ein derartiges Gewicht gestemmt. „Er kann jetzt Olympiasieger werden“, heißt es im Kommentar von Schroth. „Aber dafür muss er das Ding erstmal sauber auf die Schultern legen.“

Danach verwandelt Matthias Steiner seine Wut und Trauer in eine schier unglaubliche Leistungsexplosion. Steiner stemmt, Schroth schreit: Ein Moment für die Ewigkeit: „Das ist Gold für Matthias Steiner!“ Matthias Steiner wird Teil der Olympiageschichte.

Der Kommentator ruft: „Das hat er nicht für Österreich getan, das hat er nicht für Deutschland getan, das hat er für Susann getan!“ Steiner schreit und jubelt wie verrückt – und hält bei der Siegerehrung ein Foto seiner verstorbenen Frau in der Hand.

Ein Moment macht Steiner zum Star

Fortan ist Steiner, ober will oder nicht, absoluter A-Promi und in den Medien omnipräsent. Der Deutsche ist in TV-Shows zu sehen, nimmt ein eigenes Album auf und wird mit Auszeichnungen für seine sportliche Leistung überhäuft.

Jahre später ist Steiner nicht nur rund 50 Kilogramm leichter, sondern lebt auch zurückgezogen auf dem Land. Mit seiner zweiten Frau Inge hat er zwei Kinder und eine Firma gegründet, die nachhaltige Nahrungsmittel produziert.

Ganz egal, was er heute macht: Die Menschen werden sich an Steiner immer als den Mann erinnern, der bei Olympia 2008 komplett über sich hinauswuchs – und damit bis heute Gänsehaut auslöst.

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