Quelle: Privat
vereinsleben.de: Christian, wahrscheinlich warst du auch schon vor deiner Beinamputation fußballerisch aktiv? Wie war es für dich, als du erfahren hast, dass du ein Bein verlierst?
Heintz: Ich habe seit meinem vierten Lebensjahr Fußball gespielt und dadurch viele großartige Momente erleben dürfen. Besonders die Kameradschaft innerhalb der Mannschaft und die Freundschaften fürs Leben habe ich immer sehr geschätzt. Als dann drei Wochen nach meinem Autounfall am 21. Februar 2010 die Diagnose der Ärzte kam, dass mein rechter Unterschenkel und das Knie so stark beschädigt waren, dass man das rechte Bein nur noch hätte versteifen können, war das ein harter Schlag für mich. Denn mir war sofort bewusst, dass ich mit einem steifen Bein und ohne jegliche Kraftfunktion nie mehr Fußball spielen kann.
vereinsleben.de: Wie kamst du dann zum Amputierten-Fußball?
Heintz: Zwei Tage nach der Amputation kamen meine Eltern mit einem Flyer zu mir ans Krankenbett. Diesen hatten sie im Aufenthaltsraum des Krankenhauses gefunden. Dies war ein Werbeflyer vom Amputierten-Fußball. Und genau das war mein damaliger Lichtblick und meine „Eintrittskarte“ zurück ins Fußballeben. Daraufhin habe ich mich bei den Verantwortlichen gemeldet und bin bis heute dabei geblieben. Mittlerweile bin ich Kapitän der Nationalmannschaft und Organisator/Koordinator im deutschen Amputierten-Fußball.
vereinsleben.de: Was sind denn die größten Unterschiede zum „normalen“ Fußball?
Heintz: Unterschiede gibt es gar nicht so viele. Die Feldspieler müssen ihre Beinprothese ausziehen und laufen dann einbeinig auf Krücken. Die Torhüter haben noch beide Beine, dafür aber nur einen Arm. Wir spielen auf einem Kleinfeld mit sieben gegen sieben. Die Spielzeit beträgt zwei Mal 25 Minuten und wir spielen ohne Abseits. Ansonsten gelten die normalen Fußballregeln. Die Trainingsübungen unterscheiden sich kaum gegenüber den Übungen beim normalen Fußball: Passen, Torschuss, Flanken, Kopfbälle, Kräftigungs- und Ausdauerübungen sind dabei ganz normal bei uns.
vereinsleben.de: Was machst du, um den Sport in Deutschland zu etablieren?
Heintz: Aktuell gibt es rund 22 Aktive in Deutschland. Diese teilen sich bisher auf in zwei Mannschaften: Anpfiff Hoffenheim und Sportfreunde Braunschweig. Daher gibt es bisher noch kein Ligasystem in Deutschland. Wir arbeiten aber verstärkt daran, neue Spieler zu finden und damit verbunden neue Vereine zu gründen.Seit dem 1. Januar bin ich offiziell für "Anpfiff ins Leben e.V." unterwegs, um Fußballmannschaften in ganz Deutschland die Variante auf Krücken näher zu bringen und zu zeigen, dass auch Amputierte Fußball spielen können. Gefördert werden wir dabei von der Aktion Mensch Stiftung. Ebenso sind die DFB-Stiftung Sepp Herberger und die jeweiligen Fußballlandesverbände wichtige Kooperationspartner.
Die erste Veranstaltung hierzu fand in meiner alten Heimat Koblenz statt. Mit der U11 der TuS Koblenz habe ich ein Probetraining absolviert, das den Jungs sichtlich Spaß gemacht hat. Die Kooperation mit der TuS ist super im Bezug auf die Inklusion. Denn die Kinder sehen, dass man auch mit Krücken ganz normal Fußball spielen kann, wenn man regelmäßig so trainiert. Diese Normalität möchte ich in den kommenden Jahren noch mehr in den Fußballvereinen in Deutschland etablieren um gehandicapten Sportlern die Möglichkeit zu geben, am regelmäßigen Trainingsbetrieb teilzunehmen. Und irgendwann soll es auch einen regulären Spielbetrieb im Amputierten Fußball geben.