Quelle: M. Heinze
Diese erschreckende Zahl nannte die wissenschaftliche Referentin Meike Schröer (links) von der DOSB-Führungsakademie bei der Schulungsmaßnahme zur Qualifizierung der Projektteilnehmer im Rahmen des von LSB, Sportbund Rheinhessen sowie den Sportjugenden Pfalz und Rheinland initiierten Gemeinschaftsprojekts „Wir schauen hin – keine Chance für sexualisierte Gewalt“ mit knapp 60 Vorständlern und anderen Funktionsträgern aus 22 Vereinen, fünf Verbänden und sieben Landesleistungszentren beim Mombacher Turnverein.
„Wenn auch Erfahrungen außerhalb des Sports berücksichtigt werden, haben 37 Prozent der Leistungssportler Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt machen müssen“, erläuterte die Expertin, die sich dem Plenum vorstellte als „die, die rumfährt und informiert – Sie sind die, die die Arbeit machen“. Der Job der Ehrenamtler sei es, „es den Tätern so ungemütlich zu machen wie möglich“. In ihren Ausführungen nahm Meike Schröer kein Blatt vor den Mund und berichtete von „Lolita-Verhalten“, Initialisierungsriten bei bestimmten Sportarten, unheilvollen Umkleidegesprächen und dem „komischen Bauchgefühl“. Schwere Kost mitunter – und manch einem der Zuhörer dürfte etwas mulmig geworden sein.
„Täter haben ein ganz klares Ziel, die wollen an Kinder und Jugendliche ran – und da ist der Sport eines der Felder, wo das am allerbesten geht“, sagte die Sportwissenschaftlerin und Mediatorin. „Hier sind sie ganz nah am Körper dran.“ Deshalb gebe es im sportiven Setting ein besonderes Risiko für Heranwachsende, das von den „zwei, drei, vier oder fünf Prozent an Schwarzen Schafen im System“ ausgehe. Sportvereine seien für Täter hoch interessant. Dort hätten sie eine große Anzahl an Kindern zum „Auswählen“. Hier entstünden Vertrauen, Beziehungen und Bindungen, Übungsleiter und Trainer seien wichtig, manchmal sogar große Vorbilder oder Idole für die Kids.
Sexualisierte Gewalt ist laut Schröer ein Kontinuum, das beginne mit emotionaler, mit psychischer Gewalt. Mit den Mitteln der Sexualität geschehe eine Demütigung. „Pump doch mal den Ball auf, Du kannst doch so gut blasen“, sei einer dieser anzüglichen Sätze aus Tätermund. Möglich seien auch Berührungen, die erst zufällig erfolgten und irgendwann als eklig empfunden würden. „Sexualisierte Gewalt bedeutet Unterwerfung und Demütigung mit dem Mittel der Sexualität“, erläuterte Schröer, die seit 2009 Sportorganisationen und kirchliche Einrichtungen berät und darüber hinaus an einer Vielzahl nationaler und internationaler Projekte konzeptionell und beratend mitgewirkt hat. „Es bedeutet Verletzung des Rechts auf Intimität, ist ein Ausnutzen von Macht und Autorität durch eine Vertrauensperson, die Grenzen ignoriert.“ Die Referentin sprach von „Grenzverletzungen in der Grauzone“. Schröer wörtlich: „Täter sind auch nicht doof. Was alle haben, ist eine gewisse Art von Schläue, mit dem System umzugehen – sie groomen sich heran“.
Es gebe keine eindeutigen Verhaltensweisen bei Jungen und Mädchen, die auf einen Missbrauch hinwiesen. „Die Betroffenen glauben, sie sind schuld, sie sind wertlos und das alles passiert nur, weil sie etwas falsch gemacht haben.“
Eines stellte Meike Schröer klar: „Egal wie stark irgendein Trieb ist – ein Erwachsener entscheidet letztlich selbst über das, was sie tun.“ Klar ist: Ein einziges traumatisches Erlebnis, das sich ins Gehirn einbrennt und immer wieder erinnert wird, reicht aus, um lebenslange Auswirkungen auf das Beziehungsleben eines Missbrauchsopfers zu verursachen. Daher ist ein Schutzkonzept so wichtig, das Sicherheit schafft und dessen Bausteine die Ehrenamtler ausführlich präsentiert bekamen.
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