Quelle: Landessportbund RLP
Die Steuerungsgruppe setzt sich zusammen aus LSB, Behinderten- und Rehabilitationssportverband Rheinland-Pfalz (BSV RLP), Special Olympics Rheinland-Pfalz (SO RLP) sowie dem Gehörlosen-Sportverband Rheinland-Pfalz. Hauptziel des Projekts ist es, insgesamt 14 Lotsen zu installieren, die für ihre Arbeit honoriert werden – und zwar flächendeckend. „Als Lotse ist man ein Inklusionsheld“, sagt Sport-Inklusionsmanagerin Katharina Pape. „Man unterstützt Sportvereine dabei, Angebote umzusetzen und sich für das Thema stark zu machen.“ Mit Hilfe der Lotsen können Menschen mit Behinderung aktiv am Vereinsleben in ihrer Lieblingssportart teilnehmen. Bewerben kann man sich bis 5. April. Anschließend werden die Lotsen ausgewählt, in drei Schulungen qualifiziert und in die regionalen Netzwerke eingebunden. Dort sollen bessere Verknüpfungen entstehen und so Berührungsängste abgebaut werden. Anfang nächsten Jahres sollen die Lotsen ihre Arbeit aufnehmen. Das Projekt läuft bis 31. Dezember 2021. „Dann sollte es so sein, dass die Strukturen geschaffen sind und es im Idealfall ein Selbstläufer wird“, so Christoph Palm, Sprecher der LSB-Geschäftsführung. Die „Aktion Mensch“ finanziert das Programm über diesen Zeitraum mit knapp 200.000 Euro.
„Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Sportvereine nicht inklusiv genug sind“, macht Pape deutlich. „Wir brauchen Menschen, die wirklich vor Ort und dort Ansprechpartner für die Vereine und betroffene Menschen mit Behinderung sind.“ Das Besondere sei, dass man vor der ehrenamtlichen Arbeit wegkommen wolle. Damit die Lotsen („Menschen, die selbst betroffen sind oder die Angehörige haben, die betroffen sind“) auch monetäre Anerkennung und mehr Wertschätzung bekommen. „Die Lotsen bekommen von uns das Knowhow“, so Pape. „Es gibt viel Interesse an dem Projekt, wir haben schon mehr als 35 Bewerbungen bekommen – würden uns aber über weitere Bewerbungen freuen.“ LSB-Sprecher Palm erklärte, man sei „sehr überrascht über die Vielzahl der Bewerbungen – nur in der Südwestpfalz hapert es noch ein wenig“.
Gesicht des Projekts ist Mathias Mester, Paralympics-Speerwerfer von Weltklasse-Niveau und neben seinen weiten Würfen mit dem Speer auch bekannt für seine gute Laune. „Ich finde es toll, dass es jetzt so etwas gibt, weil es viele Menschen gibt, die sich einfach nicht trauen“, sagte der mehrfacher Welt- und Europameister und Silbermedaillengewinner. „Rheinland-Pfalz ist für mich Vorreiter auf Bundesebene.“ Als er einst bei der DJK Coesfeld angefangen habe, seien „die Leute schon ein wenig überfordert gewesen mit der Situation, als da ein kleinwüchsiger, frecher, lieber Junge in den Verein gekommen ist und gesagt hat, dass er gerne mit Fußballspielen möchte“. Dies sei „eine sehr große Herausforderung für den Sport“ gewesen, so der Projekt-Pate. „Für uns Sportler war es aber nie ein Problem“.
Olaf Röttig, Geschäftsführer des Behinderten- und Rehabilitationssportverbandes RLP, betonte stellvertretend für die Verbände in der Steuerungsgruppe, man sei „froh, dass wir gemeinsam diesen Weg gehen können. Wir wollen das gemeinsam machen, nicht gegeneinander. Denn das kann weder der LSB alleine noch die drei Behindertensportorganisationen. Wir wünschen uns, dass durch das Projekt möglichst viele Menschen zum Sport finden – unabhängig davon, ob sie behindert sind oder nicht“. In den Augen von Matthias Rösch, Landesbeauftragter für die Belange behinderter Menschen, wird Inklusion gerade auch im Bereich Freizeit, Sport und Kultur gelebt. „Einen Sportverein gibt es in jeder Gemeinde, in jedem Stadtteil – hier wird Inklusion lebendig“, so Rösch. „Aber es gibt noch viel zu viele Vorbehalte und Unwissen.“ Laut Röttig ist es „oftmals kein böser Wille, sondern Unsicherheit“. Den Vereinen „diese Ängste zu nehmen, ist ein ganz wichtiges Thema“. Das fange mit ganz profanen Fragen wie der Versicherung an. „Sobald diese Barriere der ersten Unsicherheit überwunden ist, finden sich oftmals Lösungsmöglichkeiten, von denen man ein halbes Jahr vorher noch nicht gewusst hat, dass es die überhaupt gibt.“ Die „Barrieren im Kopf“ seien häufig auch „durch Best-Practise-Beispiel“ zu überwinden. Pape bezeichnete als größte Herausforderung des Projekts neben „mentalen Hürden in den Vereinen“ auch „strukturelle Hürden“ wie bauliche Gegebenheiten – etwa fehlende Zugangsmöglichkeiten für Gehbehinderte oder Rollstuhlfahrer. „Oft sind die Vereine noch nicht offen genug, was das Umdenken anbelangt“, so die Sport-Inklusionsmanagerin.
In Röschs Augen ist das Projekt eine „großartige Möglichkeit und eine Riesenchance, den Vereinen vor Ort mit direkter und zielgenauer Kommunikation Unterstützung zu geben“. Die Inklusionslotsen könnten wertvolle Tipps in Sachen Finanzierung geben und „helfen, grundlegende Probleme zu lösen, wie man zum Sportverein kommt“. Diese sportive Vernetzung sei „eine ganz wichtige Aufgabe“. Mit Unterstützung des LSB habe man „verlässliche Strukturen“ geschaffen. Nun gelte es, „viele engagierte Lotsen zu finden“.
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